[Cz-L] FW: Dieses Jahr in Czernowitz

From: riton <riton_at_comcast.net>
Date: Tue, 26 Oct 2004 08:48:26 EDT
To: <czernowitz-l_at_cornell.edu>
Reply-To: riton_at_comcast.net


Got this from a relative in Florida. Not sure of the source of the
article but it appears to be an interesting film. Also interesting is
the information on Harvey Keitel.
=20
Dick Conoboy
=20
=20
Dieses Jahr in Czernowitz=20
F=FCnf Jahre nach "Herr Zwilling und Frau Zuckermann" hat der =
renommierte
Dokumentarfilmer Volker Koepp wieder einen Film =FCber Czernowitz =
gedreht.



Czernowitz ist eine Stadt in der Mitte des neuen Europa. Im Westen der
Ukraine, nahe an der rum=E4nischen Grenze gelegen, lebten hier vor dem
zweiten Weltkrieg Menschen verschiedener Sprachen und verschiedener
Kulturen zusammen: Ukrainer, Rum=E4nen, Deutsche, Polen. Sie lebten eine
Utopie friedlichen Zusammenlebens, die 1941 durch die Deportationen und
Ermordungen brutal beendet wurde. Der Dokumentarfilmer Volker Koepp hat
aus Galizien stammende, heute in Berlin, New York, Wien lebende Menschen
zuerst in ihrer neuen Heimat besucht und dann nach Czernowitz
zur=FCckbegleitet.=20

InfoOriginaltitel: Dieses Jahr in Czernowitz (D, 2004) Regie: Volker
Koepp L=E4nge: 133 Min. Kinostart: 17.06.2004 Kann man einen Ort
vermissen, an dem man nie gelebt hat? Der nur durch Geschichten und
Erinnerungen einer Mutter existiert, in alten schwarz-wei=DF-Fotografien
als Sehnsuchtsort von Emigranten. Der amerikanische Schauspieler Harvey
Keitel, seine Mutter kam vor dem zweiten Weltkrieg aus Galizien, bringt
das Gef=FChl auf den Punkt, wenn er, zum ersten Mal in seinem Leben =
durch
das alte j=FCdische Viertel von Czernowitz gehend, sagt: Ich habe hier
nicht gelebt, aber ich vermisse es. Vor dem Geburtshaus von Paul Celan
liest er ein Gedicht des ber=FChmten Dichters aus Czernowitz vor "Es war
Erde in ihnen". Es ist Keitels anr=FChrender Versuch, sich auch =FCber =
die
Poesie der eigenen Herkunft zu n=E4hern. Als Keitel in Brooklyn =
aufwuchs,
so erinnert er sich, war seine Kindheit bestimmt von den vitalen
Kulturen und Gebr=E4uchen der Immigranten aus ganz Europa. Sie
verteidigten ihre Herkunft, sie suchten ein neues Leben. Sie waren
gleichzeitig in der Vergangenheit wie in der Gegenwart verhaftet...=20

LinksMehr zum ThemaRadio Bayern 3: Filmbesprechung
<http://www.br-online.de/bayern3/kino/archiv/film_czernowitz.shtml> Auch
die anderen Menschen in Volker Koepps Dokumentarfilm kennen diese
Teilung in Vergangenheit und Gegenwart. Das Gef=FChl, mit etwas
Spirituellem verbunden zu sein, das weit entfernt ist von ihrem jetzigen
Leben. Und wo ist Heimat? Meine Heimat ist die Sprache, meint der
rum=E4nische Dichter Norman Manea, der heute an einem New Yorker College
unterrichtet. Zwei in Wien lebende Frauen wundern sich bei ihrer Reise
nach Czernowitz, wie erstaunlich wichtig dieser von ihren Familien vor
so langer Zeit verlassene Ort f=FCr sie ist. Die R=FCckkehr nach =
Czernowitz
konfrontiert die Menschen auch mit den Verbrechen, die an ihren Familien
begangen wurden. "Komm, Oma, du stirbst bei uns", sagte ein SS-Mann zur
Gro=DFmutter von Eduard Weissmann, als sie abtransportiert wurde. Eduard
Weissman lebt heute in Berlin, ist Cellist im Deutschen
Symphonieorchester .=20

Volker Koepp macht seit 1971 Dokumentarfilme. Er, der vor allem ein
geduldiger Beobachter ist, ist hier erstaunlich pr=E4sent als jemand, =
der
Fragen stellt. Das schm=E4lert aber nicht die poetische Kraft seines
Films. Koepp schafft es, Menschen ohne Posen vor der Kamera zu zeigen.
Sie sind ganz bei sich. Und sie stellen sich die auch heute sehr
aktuellen Fragen nach Heimat, Exil, Sprache, Kultur, nach dem Wandern
zwischen den Welten. Eine Hoffnung leuchtet auf in diesem Film: kann im
neuen, friedlich vereinten Europa endlich Schluss sein mit Vertreibung,
Diskriminierung, Vernichtung. Sind wir am Beginn einer Toleranz, die
einst in Transsylvanien schon so selbstverst=E4ndlich gelebt wurde? Aber
vor allem ist Koepps Film ein Treffen mit wunderbaren Menschen, die
reich an Erfahrungen sind. Vielleicht erinnern sich einige noch an
Koepps ersten Czernowitz-Film: "Herr Zwilling und Frau Zuckermann".
"Dieses Jahr in Czernowitz" ist gleichsam eine Fortsetzung. Man k=F6nnte
s=FCchtig werden nach diesen einf=FChlsamen Spurensuchen des Volker =
Koepp.=20
Received on 2004-10-26 08:58:10

This archive was generated by hypermail 2.2.0 : 2005-05-08 15:24:14 PDT