Marion,
Steinbarg uses Spiess for bayonet
As the best choice.
There is no word for bayonet
in Yiddish.
Sorry,
Hardy
-----Original Message-----
From: bounce-121132249-3499476_at_list.cornell.edu [mailto:bounce-121132249-3499476_at_list.cornell.edu] On Behalf Of Marion Tauschwitz
Sent: Monday, January 09, 2017 1:13 PM
To: bconcept_at_hotmail.com; czernowitz-l_at_cornell.edu
Subject: Aw: [Cz-L] Eliezer Shteynbarg Was Our Peretz...
... following the discussion about Eliezer Steinbarg, I would like to give to those who can read German the section about Steinbarg in my book on Selma Merbaum:
"Aber selbst die, die das Jiddische im Alltag ablehnten, begeisterten sich in seiner Kunstform dafür. Für die jiddischen Fabeln des zeitgenössischen Dichters Elieser Steinbarg zum Beispiel. Cousin Paul Celan konnte die Fabeln Steinbargs bald auswendig vortragen, obwohl er kein Jiddisch gelernt hatte. Die vom Spieß und der Nadel gehörte zu seinen Favoriten:
[…]
„‚Verzeiht’, spricht die Nadel, ‚ich mein’s ja nicht schlecht,
doch möchte ich wissen, was ihr denn stecht?’
‚Ich? – Menschen, Menschen steche ich,’
spricht der Spieß, ‚das weißt du nicht?’
Da aber lachte die Nadel, (vielleicht lacht sie noch!)
‚Menschen sticht er, hört es doch!
Wie lächerlich und ohne Sinn,
so wahr ich eine Nadel bin, sticht man Stoffe mit Bedacht,
entstehn nützlich feine Sachen,
doch Menschen? – stecht ihr sie auch Tag und Nacht,
was wollt ihr dann aus ihnen machen?’“
Selma Merbaum konnte jiddisch lesen, verstehen und schreiben. Sie übersetzte Gedichte aus dem Jiddischen und nahm sie in ihren Gedichtschatz auf. Die dem hebräischen Alphabet angepassten Schriftzeichen beherrschte Selma perfekt und brachte sie flüssig zu Papier.
An Steinbargs Fabeln wird Selma das Unkonventionelle geliebt haben. Sie waren ungewöhnlich, originell und lebensnah. Hatten Pfiff. Dafür war Selma immer zu haben. Ihr gefiel, dass ihnen der lehrhafte Dünkel der althergebrachten Tierdichtungen fehlte.
Elieser Steinbarg war ein „kleiner Mensch, dicklich, mit einem runden Kopf, wenigen Haaren, einer blassen, breiten, feucht-schimmernden Stirn, mit einer runden Brille auf der flachen, drolligen Nase, wo sie sich gerade noch halten kann. Ein merkwürdiger Mensch, ein Gnom.“ Mit den „ernsten, kurzsichtigen Augen eines Kindes“. Steinbarg hatte sich den Blick der Kinder bewahrt. Sicherlich nicht nur, weil er von seiner Statur her kaum mehr als Kindergröße erreicht hatte.
Wurden Steinbargs „Lebende Bilder“ im jüdischen Kulturhaus aufgeführt, schnappten sich Mütter und Väter ihren Nachwuchs, denn Alt und Jung ließen sich von den Aufführungen gleichermaßen begeistern. Außerdem hatte Elieser Steinbarg einen Riecher für Talente. Mütter vor allem hofften, dass Steinbarg die schlummernden Begabungen ihrer Sprösslinge entdeckte. So wie bei Joseph Schmidt. Der weltberühmte Tenor hatte als Kind bei Steinbarg gespielt und gesungen, bevor seine Lieder schließlich „um die Welt“ gingen. Auch wenn der Barde des Jiddischen in Czernowitz nur kurz seine Wirkung entfalten konnte – er erreichte dort Unsterblichkeit.
Grenzenlos war die Trauer, als Steinbarg 1932 überraschend an den Folgen einer Blinddarmoperation starb: die Menschenmenge, die den Sarg begleitete - unüberschaubar. Rose Ausländer schrieb anlässlich der Gedenkfeier im Czernowitzer „Morgenblatt“ über den Dichter, „…der allen Wesen und stummen Dingen die verborgenen Zungen löste und sie uns durch eine Sprache und einen Rhythmus nahebrachte, der uns den Atem raubt und in uns Visionen von unendlichen Lebendigkeiten und Märchengestalten erweckt“.
Und weil er eine geradezu „mystische Begabung“ gehabt hatte und Kind unter Kindern geblieben war, wurde Steinbarg auf dem jüdischen Friedhof inmitten der Kindergräber beigesetzt. Auch im Tod sollte er Kindern nahe bleiben.
regards, Marion
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Received on 2017-01-09 06:15:23